Am 26.11.2015 luden die Koordinierungsstellen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ im Landkreis Bayreuth zur zweiten Demokratiekonferenz ein.
Das Koordinatorenteam Detlev Schmidt von der Regionalen Entwicklungsagentur und Silvia Herrmann vom Kreisjugendring zogen an diesem Abend im Landratsamt vor rund 40 Besucher/innen eine positive Bilanz der im Januar gestarteten Arbeit.
Im gesamten Landkreis wurden in diesem ersten Förderjahr des Programms rund 20 Projekte gefördert. Darunter waren zum Beispiel der „Integrationslauf am Fichtelsee“, durchgeführt vom Landjugend Bezirksverband Oberfranken e. V., bei dem Einheimische und Asylsuchende gemeinsam über 1200 Kilometer liefen und dadurch Spenden für die Flüchtlingsarbeit im Landkreis sammelten. Ein aufwendiges Medienprojekt realisierte der KulturTreff Weidenberg e. V.: Es wurde ein Kurzfilm gedreht, der Flüchtlingskinder aus der Übergangsklasse an der Mittelschule porträtiert. Der entstandene Film mit dem Titel „Wurzeln – Wünsche – Wege“ kann nun von Schulen und anderen interessierten Einrichtungen angefordert werden. Einen Beitrag zum Programmschwerpunkt „Arbeit gegen Rechtsextremismus“ leistete das Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfeld mit einer Autorenlesung. Der Autor Fritz Stiegler las aus seinem Roman „Valentina“, der das Schicksal einer ukrainischen Zwangsarbeiterin in der Nähe von Nürnberg verarbeitet.
Besonderes Augenmerk ist bei „Demokratie leben!“ auf die Partizipation von Jugendlichen gelegt. Für von Jugendlichen selbst initiierte und durchgeführte Projekte standen in diesem Jahr eigens 5.000 Euro Fördermittel zur Verfügung. Damit wurde unter anderem die Aktion von Jugendlichen aus Bischofsgrün gefördert, den dort befindlichen Volleyballplatz in Eigenleistung zu sanieren. Im nicht weit entfernten Warmensteinach machten sich Jugendliche aus dem Verein Midananna e. V. gemeinsam mit gleichaltrigen Asylsuchenden daran, erste Spielgeräte für einen derzeit entstehenden Wasserspielplatz zu bauen.
Neben der Projektförderung hat die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Bayreuth noch einen Schwerpunkt in der eigenen Forschung. Praktikantin Tina Vetter hatte im Oktober in vier Städten im Landkreis eine Umfrage zu „Einstellungen gegenüber Asylsuchenden“ durchgeführt und präsentierte nun deren Ergebnisse. Neben Ängsten vor finanziellen Verlusten durch die steigende Zahl von Asylbewerbern und vor einer Zuwanderung von Terroristen fand sie aber vor allem eines vor: Eine durchweg hohe Bereitschaft der Landkreisbevölkerung, den Schutz suchenden Menschen zu helfen.
Im Anschluss setzte sich der Bayreuther Religionswissenschaftler Professor Christoph Bochinger in seinem Vortrag „Zwischen Angst und Mitmenschlichkeit – Begegnung mit Muslimen in Zeiten von Flucht und Attentaten“ mit den gegenseitigen Ängsten und Vorbehalten auseinander, die bei Christen und Muslimen gleichermaßen verbreitet sind und deren Wurzeln noch in den Zeiten der Kreuzzüge zu suchen sind. Dass es möglich ist, sich durch gegenseitiges Kennenlernen und Neugier auf die jeweils andere Religion von diesen überholten Einstellungen zu befreien, war das Resümee der folgenden lebhaften Diskussion. Zugleich war damit auch ein Leitsatz für das kommende Förderjahr im Rahmen des Bundesprogramms gefunden.
Interessenten für eine Projektförderung aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ im Landkreis Bayreuth können sich mit ihren Ideen bei Detlev Schmidt oder Silvia Herrmann im Landratsamt melden.